Seit dem mörderischen und pogromartigen Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 und Israels darauf folgende Reaktion im Gazastreifen hat die Anzahl an extremistischen und antisemitischen Handlungen auch bei uns in der Schweiz sowie auch in Basel zugenommen. «Mit dem Überfall der Hamas, wurde nicht nur Israel angegriffen. Er galt allen, die ein anderes Wertesystem vertreten als die Angreifer», sagt Ahmad Mansour. Der Palästinenser mit Israelischem Pass ist der wohl prominenteste «Islamismus-Mahner» im deutschsprachigen Raum. Er muss aber unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen leben und arbeiten. Davon konnte man sich auch bei seinem Vortrags-Besuch in Basel überzeugen.
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Er kam mit Personenschützern und in einem gepanzerten Personenwagen. Und auch die vielen Gäste bei seinem Basler Vortrag waren handverlesen: Ahmad Mansour, der deutsche Psychologe und Publizist palästinensischer Herkunft, der sich intensiv mit den Themen Integration, Islamismus und Antisemitismus beschäftigt, hielt einen Vortrag in Basel. Bekannt ist er für seine Arbeit in der Prävention von Radikalisierung, insbesondere bei Jugendlichen.
Der «Lohn» für sein Engagement: Eine grosse Wertschätzung für seinen Mut, aber auch viel Hass und ein Leben unter strengen Vorsichtsmassnahmen mit Bodyguards. Mansour wird nämlich von jenen bedroht, die sich von seinen klaren und unmissverständlichen Aussagen bedroht oder «überführt» fühlen. Mansour gilt bei einem Teil der muslimischen Gesellschaft als «Verräter» und «Nestbeschmutzer». Selbst bei einigen in seiner eigenen Ursprungsfamilie. Denn er legt die Finger auf die Wunden und redet aus eigener Erfahrung. Seine Glaubwürdigkeit ist unumstritten – und dies ist jenen Kräften ein Dorn im Auge, die Toleranz und manchmal auch eine gewisse Naivität in Europa für ihre Zwecke nutzen wollen. Dass jene Kreise, die Mansour am liebsten mundtot machen würden dabei auch auf die «nützlichen Idioten» zähle, wurde in dieser Wortwahl nicht kommuniziert, aber dennoch im Publikum so verstanden.
«Gefährliche Politik» durch falschverstandene Toleranz
Ahmad Mansours Lebensgeschichte ist spannend: Der Diplom-Psychologe und Autor aus Berlin, wurde 1976 in Kfar Saba/Israel geboren, lebte im palästinensischen Dorf Tira und besitzt die israelische und die deutsche Staatsangehörigkeit. 2017 gründete Mansour «Mind Prevention», eine Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention. Er engagiert sich zudem beharrlich gegen Antisemitismus. 2022 erschien sein viertes Buch, «Operation Allah. Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will». Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik, den Menschenrechtspreis der Gerhart und Renate Baum-Stiftung sowie das Bundesverdienstkreuz am Bande. Die theologische Fakultät der Universität Basel verlieh ihm 2022 die Ehrendoktorwürde.
Deradikalisiert und das Weltbild relativiert
Ahmad Mansour hatte sich selbst in seiner Jugend radikalisiert. Bis er in Tel Aviv sein Studium aufnahm und begann, sein Weltbild zu differenzieren und zu überdenken. Als Mansour sein Studium in Deutschland fortsetzte, hörte er zu seinem Entsetzen in deutschen Moscheen ähnlich radikale Töne wie jene, die er aus radikal-islamistischen Kreisen kannte und er traf auf eine Politik, die er in ihrer Zusammenarbeit mit bestimmten Islamverbänden «nicht nur naiv, sondern auch sehr gefährlich» fand. Und so begann seine Lebensaufgabe: Der Kampf gegen Extremismus.
Ahmad Mansour hat für verschiedene Institutionen gearbeitet, die sich dem Kampf gegen Extremismus und Antisemitismus verschrieben haben: Sei es als wissenschaftlicher Mitarbeiter im «Zentrum für demokratische Kultur» in Berlin oder als Gruppenleiter des Projektes HEROES, das sich gegen jede Unterdrückung im «Namen der Ehre» wendet. Mansour begleitet Familien von radikalisierten Jugendlichen, genauso wie Aussteiger aus der Szene. Seit 2017 ist die die von ihm gegründete Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention Zentrum seines Wirkens. Die Initiative schult Lehrer, Polizisten und Pädagogen zu den Themen Extremismus, Radikalisierung, Islamismus, Antisemitismus und Unterdrückung von Frauen im Namen der Ehre.
Im Basler Vortrag attestierte Mansour der Politik eine »Naivität« mit Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen in Europa. Seine Forderungen: Augen auf und eine gewisse falsch interpretierte Toleranz bezüglich Themen wie dem Islamismus beiseite zu legen. Toleranz verdienen nur jene, die selbst andere Lebensentwürfe und Kulturen respektieren. Besonders dann, wenn man sich in einem anderen Kulturkreis befindet. Was Ahmad Mansour besonders stört: Man tue jenen, die sich integrieren wollen, keinen Gefallen. Auch ein Problem: Bei israelfeindlichen Protesten – auch bei jenen an den Universitäten – würden Narrative bedient, die sehr problematisch seien. Viele Aufmärsche seien zudem gut orchestriert und vorbereitet von Interessengruppen und -organisationen, die sich eine gesellschaftliche Umstrukturierung in Europa wünschen würden. Einer seiner stärksten Sätze war: «Wir haben den Islamismus zunächst importiert – jetzt exportieren wir ihn.» Wer als arabischstämmiger Muslim in Europa gegen Antisemitismus ankämpft, brauche ein sehr dickes Fell. Und er redet natürlich aus eigener Erfahrung. Aber: Er stehe zwar unter Personenschutz, aber im Kopf sei er freier als andere, die das nicht bräuchten.
JoW
Aufklärungsarbeit hierzu leistet auch die Gesellschaft Schweiz Israel (GSI). So auch in der Sektion Basel. Wer Israel aus neuen Blickwinkeln sehen und die Bevölkerung dort verstehen und kennenlernen will, hat mit der GSI eine informative Anlaufstelle. Israel hat viel mehr zu bieten als das, was mehrheitlich via den Medien transportiert wird. Weitere Details hierzu: www.schweiz-israel.ch/mitglied-werden